SPIEGEL: Da wir Sie nur ungern als Leser verlieren, möchten wir Sie fragen
Wenn es in einem Dorf, sagen wir, neunundneunzig Fastfood-Buden gibt, die alle das gleiche verkaufen, und ein Wirtshaus, wo man zwar noch was anständiges zum essen kriegt, aber die Gäste immer weniger werden – was macht der Wirt, um sein Geschäft im Rennen zu halten?
Wird er, weil die Leute eh allenthalben im Dorf das gleiche Fastfood vorgesetzt kriegen, seinen Gästen nun ebenfalls Fastfood vorsetzen – zum gleichen Preis, den sie vormals für eine anständige Mahlzeit bezahlten? Und glauben, auf die Weise seine Stammgäste halten zu können? Keine besonders schlaue Strategie, oder.
So machts der SPIEGEL aber, vormals Qualitätsmedium, im medialen Dorf.
Letztes Jahr hab ich nach 25 (sic) Jahren mein SPIEGEL-Abo gekündigt und draufhin vom Kundenservice ein Formschreiben gekriegt, »Da wir Sie nur ungern als Leser verlieren, möchten wir Sie fragen, aus welchem Grund Sie in Zukunft auf den SPIEGEL verzichten möchten.« – und denen, weil sichs gehört, dass man eine Antwort gibt wenn man höflich was gefragt wird, in einer Mail meinen Verzicht begründet, indem ich kurzerhand auf ein paar Einträge in meinem Blog verwies:
Unter anderm auf diesen Eintrag oder auf diesen, worin ich meinem Ärger über eine Wissenschaftsredaktion Luft machte, die ihre Leser mit affigen Schülerzeitungs-Faxen papierlt. Oder über jenen unerhört hanebüchenen Artikel über eine Frachtmaschine, die nach missglückter Landung von der Piste abkam, welcher nicht minder hanebüchen angeteasert wurde:
Haltlose Spekulationen vor ein Fragezeichen zu stellen (»XYirgendwer: Versteckt sie einen Babybauch?«) ist ein Spezifikum der Klatsch- & Krawallpresse und unlautere Verpackungsmogelei, wenn in Wirklichkeit gar nix dahintersteckt. Und so verhält sichs mit dem monierten SPIEGEL-Artikel: Wenn ich lesen möchte, wie irgendwelche läppischen Marginalien zu einer billigen Luftnummer aufgeblasen werden, brauch ich dafür kein teures SPIEGEL-Abo, sowas krieg ich anderswo geschenkt. Und in epischer Breite darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, welches Muster der Hosenanzug von Herrn Kohls Ehegattin hat, ist mir weder das Geld noch die Zeit wert.
Indem man seiner Stammleserschaft den gleichen Schmarrn auftischt wie eine BILD oder BUNTE oder neunundneunzig andere Schmarrnblätter, wirds schwer gelingen, sie zu halten.
Aus diesem Grund haben Sie mich als Leser verloren, lieber Kundenservice, hoffe mit meiner Antwort gedient zu haben. Warum ich heute nochmal darauf komme? Weil nämlich auf SPIEGEL Online aktuell grad wieder ein Artikel unter dem Titel steht:
Wird er, weil die Leute eh allenthalben im Dorf das gleiche Fastfood vorgesetzt kriegen, seinen Gästen nun ebenfalls Fastfood vorsetzen – zum gleichen Preis, den sie vormals für eine anständige Mahlzeit bezahlten? Und glauben, auf die Weise seine Stammgäste halten zu können? Keine besonders schlaue Strategie, oder.
So machts der SPIEGEL aber, vormals Qualitätsmedium, im medialen Dorf.
Letztes Jahr hab ich nach 25 (sic) Jahren mein SPIEGEL-Abo gekündigt und draufhin vom Kundenservice ein Formschreiben gekriegt, »Da wir Sie nur ungern als Leser verlieren, möchten wir Sie fragen, aus welchem Grund Sie in Zukunft auf den SPIEGEL verzichten möchten.« – und denen, weil sichs gehört, dass man eine Antwort gibt wenn man höflich was gefragt wird, in einer Mail meinen Verzicht begründet, indem ich kurzerhand auf ein paar Einträge in meinem Blog verwies:
Unter anderm auf diesen Eintrag oder auf diesen, worin ich meinem Ärger über eine Wissenschaftsredaktion Luft machte, die ihre Leser mit affigen Schülerzeitungs-Faxen papierlt. Oder über jenen unerhört hanebüchenen Artikel über eine Frachtmaschine, die nach missglückter Landung von der Piste abkam, welcher nicht minder hanebüchen angeteasert wurde:
- (SPIEGEL 33/2010)
Haltlose Spekulationen vor ein Fragezeichen zu stellen (»XYirgendwer: Versteckt sie einen Babybauch?«) ist ein Spezifikum der Klatsch- & Krawallpresse und unlautere Verpackungsmogelei, wenn in Wirklichkeit gar nix dahintersteckt. Und so verhält sichs mit dem monierten SPIEGEL-Artikel: Wenn ich lesen möchte, wie irgendwelche läppischen Marginalien zu einer billigen Luftnummer aufgeblasen werden, brauch ich dafür kein teures SPIEGEL-Abo, sowas krieg ich anderswo geschenkt. Und in epischer Breite darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, welches Muster der Hosenanzug von Herrn Kohls Ehegattin hat, ist mir weder das Geld noch die Zeit wert.
Indem man seiner Stammleserschaft den gleichen Schmarrn auftischt wie eine BILD oder BUNTE oder neunundneunzig andere Schmarrnblätter, wirds schwer gelingen, sie zu halten.
Aus diesem Grund haben Sie mich als Leser verloren, lieber Kundenservice, hoffe mit meiner Antwort gedient zu haben. Warum ich heute nochmal darauf komme? Weil nämlich auf SPIEGEL Online aktuell grad wieder ein Artikel unter dem Titel steht:
- »Flugunfall: Lufthansa-Frachtmaschine stürzte nach Pilotenfehlern ab [..]
Im Frachtraum [..] befanden sich angeblich auch Waffen«
nömix - 2011/07/21 11:18