In 30 Tagen um die Welt, 1. Tag
.. von Wien nach Unter Tullnerbach
Die Reise beginnt in Wien, und unsere Route führt westwärts. Los gehts:
Erstes Reiseziel: Tullnerbach im Wienerwald. Nicht fern der Wiener Stadtgrenze im Westen liegt der Wienerwaldsee, ein künstlich angestautes Wasserreservoir. Kein richtiger See genaugenommen, erweiterter Ententeich trifft die Sache eher – der Wiener hat ein Herz für Euphemismen.
Am Ufer des Wienerwaldsees finden wir einen Gedenkstein, darauf die Skulptur eines Adlers mit ausgebreiteten Schwingen: hier verstarb auf tragische Weise der österreichische Luftfahrtpionier Wilhelm Kreß – jener Mann, welchem 1901 der erste erfolgreiche Motorflugversuch der Welt gelingen sollte.
(Stimmt tatsächlich, die Brüder Wright hoben erst zwei Jahre später ab, 1903 nämlich.)
(Stimmt nicht ganz: erfolgreich ja, gelungen leider weniger ..)
Bemerkenswerterweise führte unser Herr Ösi-Binnenpilot den allerersten bemannten Motorflug der Luftfahrtgeschichte mit einem Wasserflugzeug durch, allerdings erwies sich die Wasserfläche als ungenügend weitläufig zum Befliegen, Herr Kreß semmelte mit seinem Flugapparat äußerst eindrucksvoll gegen die Stausee-Mauer und bedurfte eines Notarztes.
Unverdrossen setzte er die Flugversuche in den folgenden Jahren fort, indem er gegen die Staumauer semmelte.
Bis zu seinem letzten Versuch, am 24. Februar 1913. An jenem denkwürdigen Tag glückte dem wackeren Herrn Kreß die Premiere: einen Flug geziemlich zum Abschluss zu bringen – nicht wie gewohnt mit dem traditionellen Staumauer-Crash, sondern mit einer tadellosen, bildhübschen Wasserlandung mitten im See, hurra. Applaus am Ufer brandete auf.
Bedauerlicherweise stellte sich bei diesem Anlass heraus, dass sein Wasserflugzeug nicht schwimmtüchtig war – der Apparat versank im Wienerwaldsee und Herr Kreß ertrank unverzüglich. Er war Nichtschwimmer gewesen.
nömix - 2006/05/01 19:49