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In 30 Tagen um die Welt, 11. Tag


.. Abstecher nach Andorra

Wer von Wien Richtung Amerika reist und in Frankreich links abbiegt, der kommt nach Andorra.

Andorra ist ein winziger Zwergstaat in den Pyrenäen. Zwergstaat, wohlgemerkt, nicht Zwergenstaat. Obwohl die Einwohner Andorras ebenfalls winzig sind und infolge Pygmäen heißen. Früher wurden die Ureinwohner der Pyrenäen auch Pyromanen genannt, weil alle Feuerwehrmänner werden wollten.
Andorra ist so winzig, dass es mit freiem Auge nicht sichtbar ist, ausgenommen bei Föhnwetterlage. Leider gibts in den Pyrenäen aber kein Föhnwetter, daher bleiben die kleinen Bewohner stets artig daheim und gehen niemals aus, weil sie sonst ihr Land nicht mehr wiederfinden würden. So kommt es, dass noch keiner von uns jemals einen Andorrer leibhaftig gesehen hätte, Sie vielleicht?
Für eine eigene Landessprache ist in Andorra zuwenig Platz vorhanden, deswegen verständigen sich die Eingeborenen in Esperanto oder vermittels possierlicher Pfeif­laute, je nach Saison. In der Sommersaison kanns in den Pyrenäen saumäßig heiß werden, so heiß dass man auf der Kühlerhaube eines Autos ein Spiegelei braten könnte. Wenns dort Autos gäbe. Gibts aber keine, zuwenig Platz, wie gesagt. Dafür braucht in Andorra nur einer ein Schneuztuch auf die Wäscheleine zu hängen, schon haben sie im ganzen Land Schatten.
Weil Andorra oberhalb der Waldgrenze liegt, gibts dort auch keine Weihnachtsbäume. Also stecken die kleinen Schlaumeister am Heiligabend ihre Kerzen auf  Kakteen, die gibts dort reichlich. Anschließend pfeifen sie besinnliche Lieder, undsoweiter. Nach Neujahr schmeißen sie ihre gebrauchten Weihnachtskakteen über den Gartenzaun zu den Nachbarn rüber, was ein traditioneller Volksbrauch ist und eine mords Gaudi. Ihre Nachbarn aber, hüben Franzosen und Spanier drüben, finden das nicht halb so witzig und möchten die Andorrer gern verhauen, was freilich nicht gelingen kann – dazu müsste sie ja erstmal einer finden.
Hier zeigt sich, dass Kleinheit auch Vorteile haben kann.