Alien
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Außerösisches

12. Juni – Die Überschallfliege

Eine Zeitungsente von 1937
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Im Jahre 1927 erschien im Journal der New Yorker Entomologischen Gesellschaft ein Artikel des Insek­ten­forschers C. Townsend, worin dieser behauptete, bei der Reh-Rachendassel (Cephenemyia pratti, eine parasitäre Fliegenart) in New Mexico eine Flugge­schwindigkeit von mehr als 800 Meilen pro Stunde (Über­schall­ge­schwin­dig­keit) beobachtet zu haben – eine Zahl, die ganz offenkundig aus einem Beobachtungs- oder Be­rech­nungs­feh­ler resultierte und natürlich auch jedem gesunden Laienverstand zuwiderlaufen musste.
Dennoch wärmte die renommierte New York Times zehn Jahre später, am 12. Juni 1937, die Geschichte von Townsends Überschallfliege unter der Schlag­zeile »the fastest creature that lives« neuerlich auf, woraufhin diese durch die Weltpresse zu schwirren begann.

Der Physiker sowie Chemie-Nobelpreisträger Irving Lang­muir konnte in einem 1938 im TIME-Magazin ver­öffent­lich­ten Artikel nachweisen, dass
  • der zum Erreichen dieser Geschwindigkeit erforderliche Energieaufwand es für die Fliege nötig machen würde, pro Sekunde (sic!) mehr als das Eineinhalbfache ihres Körpergewichts an Nahrung aufzunehmen;
  • der Flug der Fliege einen vernehmbaren Überschallknall erzeugen würde;
  • eine Fliege im Überschallflug mit freiem Auge gar nicht sichtbar wäre;
  • der Zusammenprall einer solchen Fliege mit dem Körper eines Säugetiers das gleiche Resultat hervorrufen würde wie der Einschlag einer Gewehrkugel.
Obwohl Langmuirs Berechnungen, basierend auf den Daten aus Townsends ursprüng­lichem Forschungsbericht, eine tatsächliche Fluggeschwindigkeit der beobachteten Dasselfliege von etwa 25 Meilen pro Stunde (40 km/h) ergaben, erschien in der New York Times keine Richtigstellung der Überschallgeschichte, und so wurde sie noch einige Jahre danach in der internationalen Presse kolportiert.
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(Zeitungsausschnitt: aus Wiener Bilder – Illustriertes Familienblatt, 1939).

13. April

Heute vor 87 Jahren gelang drei wagemutigen Herren der erste Transatlantikflug in Ost-West-Richtung. Das ursprüngliche Ziel New York wurde wegen Kompassabwei­chun­gen zwar weit verfehlt, bei der Landung auf einem zugefrorenen Tümpel auf einer unbewohnten Insel vor der kanadischen Küste brach das Eis und das Flugzeug kippte kopfüber, wurde zum Glück aber nur leicht beschädigt.

Die drei Ozeanflieger.
Von links nach rechts:  Ehrenfried Günther Freiherr v. Hünefeld, Hermann Köhl und Major James C. Fitzmaurice, die als erste den Ozean von Ost nach West bezwangen.


Der erste Non-Stop-Flug Europa–Amerika.
...........»Am 12. April um 5 Uhr 38 Minuten früh ist das Junkers-Flugzeug „Bremen“ von Baldonnel in Irland mit Hauptmann Köhl, Freiherrn von Hünefeld und dem Oberbe­fehls­haber der irischen Luftstreitkräfte, Fitzmaurice, zu seinem Ozeanflug gestartet und nach einem fast ununterbrochen währenden Kampf gegen Sturm, Nebel, Regen und Schnee­ge­stö­ber Freitag, den 13. April um 9 Uhr 30 Minuten vormittags Ortszeit (zirka 14 Uhr mit­teleuropäische Zeit) auf Greenly Island bei Neufundland ge­landet. Da über diesen he­ro­i­schen Flug in allen Tageszeitungen ausführlich be­richtet wurde, dürfen wir bei un­se­ren Lesern alles Tatsächliche als bekannt voraussetzen.«
.(Allgemeine Automobil- & Flugmaschinen-Zeitung, 1928)

14. Februar


In China heißt der Valentinstag übrigens Qixi. Muss man aber nicht wissen.
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Mikrobielles



Schon mehrmals wurde hieramts die Frage erhoben, wen man bei FOCUS “Wissen“ eigentlich die Artikeltexte verfassen lässt: einen Elfjährigen? Welcher Kindskopf käme auf den Einfall, bei Krabben handle es sich um “mikrobielles Leben“ – seit wann wären Krabben denn Mik­ro­ben?
Tatsächlich ernähren sich die Tiefsee-Krabben von einer speziellen Bakterienart, und von mikrobiellen Lebensformen wie dieser reden die Nasa-Forscher, wenn sie deren Existenz auf anderen Himmels­körpern nicht für ausgeschlossen halten. Keine Rede über “Rückschlüsse“ auf  Krabbengewimmel auf erdfernen Eismonden.

(Was überdies von dieser dummen Kindertheater-Nummer mit den “Aliens“ zu halten ist, wurde hieramts schon mal dargelegt.)

Überraschendes


Was an den Zahlen überraschend sein soll, wird uns in Österreichs auflagenstärkstem Gratis-Volksbildungsorgan nicht erläutert. Wo es sich doch um die kaum veränderten Zahlen handelt, welche seit 2010 heuer bereits zum drittenmal kolportiert werden.

Unverändert geblieben ist weiterhin die Unsinnigkeit dieser Zahlen: weil die Prämisse, welche der Definition des Terminus »Migrationshintergrund« im Wiener Integrations- und Di­ver­si­täts­monitoring* zugrundeliegt, völlig absurd ist. Die Absurdität einer Sta­tistik, in der Leute wie etwa meine Tochter und ich als »Wiener mit Migrationshinter­grund/mit ausländischen Wurzeln« gelistet werden, wurde schon mal vor 4 Jahren hieramts dargestellt.
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(Bekanntlich lässt sich so gut wie jede Statistik zu einer.Unstatistik entstellen, indem man die zugrundeliegenden Zahlen & Fakten willkürlich sinnentstellend interpretiert. Z.B.: man in­ter­pre­tiere eine einmal pro Jahr auftretende Schlafstö­rung als psychische Erkrankung, so ergibt sich daraus die Statistik: »40 Prozent der Europäer sind psychisch krank« [SPIEGEL])

Aeronautisches

Aus einem ORF.at-Artikel über die französischen Löschflugzeuge, die in Schweden zur Wald­brandbekämpfung eingesetzt werden sollen, erfährt man:


Das hat der ORF-Kollege zwar fast richtig vom Referenzartikel abgeschrieben ..


.. aber eben nur fast: selbst für aeronautische Laien ist es schwer vorstellbar, dass ein zwei­mo­toriges Propellerflugzeug (welches die Illustration zeigt) mit 6 Tonnen Nutzlast, d.i. 6.000 Liter aufgenommenes Löschwasser, sich bei solch geringer (Höchst-)Flugge­schwin­dig­keit über längere Zeit in der Luft halten ließe.

Bei den betreffenden Löschflugzeugen handelt es sich um Canadair CL-415, maximale Geschwindigkeit lt. Wikipedia: 376 km/h, Reisegeschwindigkeit: 287 km/h, und die haben nicht »eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 130 km/h«, sondern können bis zu 130 km/h langsam fliegen – etwa bei der Löschwasseraufnahme oder dem zielgenauen Ablassen über der Brandstelle, sowie Start/Landung auf kurzer Strecke.

»The planes can fly at 130 kilometres an hour« bedeutet also mitnichten die Höchst-, sondern viel­mehr die Mindestfluggeschwindigkeit.
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(Dank an die Kollegen vom FlugzeugForum.de).

7. Juli

Heute vor 67 Jahren wurde Fredl Fesl geboren, der “bayrische Melankomiker“.

Seine Karriere begann damit, dass er in den Münchner Kleinkunstbühnen durch das Mit­brin­gen seiner Gitarre keinen Eintritt bezahlen musste, indem er sich als der auf­tretende Mu­si­ker ausgab. Als der eigentliche Künstler eines Abends fehlte, wurde Fesl vom Publikum auf die Bühne genötigt und musste wirklich selber auftreten.

Fredl Fesls Wortspielereien kommen in schönster valentinesker Tradition daher:
    »As Pferdl hoaßt Pferdl, wei’s auf da Erd steht.
    Wei tats in da Luft  fliagn, na hoaßats jo Pfluftl

Definieren Sie den Begriff  “fangen“

Alkoholisches


Das ist natürlich Unsinn, kaum wer erwacht mit (einem Blutalkoholspiegel von) 6,44 Promille »Alkohol im Körper« jemals wieder aus dem Koma, schon gar nicht würde wer damit zur Arbeit wollen. Was immer man bei der Thüringer Allgemeinen unter einem »Alkometer« verstehen will (gemeint ist offenkundig ein Alkomat), tatsächlich misst solch ein Gerät den Alkoholgehalt in der Atemluft, und nicht im Körper (d.i. im Blutkreislauf). Dass ein Schluck aus der Flasche unmittelbar vor einer Alkomat-Messung zu astronomischen Messwerten in der Atemluft führen kann, ist nichts ungewöhnliches. Wie sich im konkreten Fall ja auch erwies, bewirkte bereits eine Mundspülung eine Reduktion des Messresultates um beinah ein dreiviertel Promille – was freilich keineswegs bedeutet dass die Frau daraufhin plötzlich nur mehr 5,72 »Promille Alkohol im Körper« gehabt hätte, sondern a priori wesentlich weniger.
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Ceterum censeo:.Man muss nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.

Sommerhitze-Koller in der Verschenkblatt-Redaktion?

»Zwei Hauptfragen müssen in einer Schlagzeile beantwortet werden,
nämlich Wer? und Was?.«  (Wolf Schneider, Die Überschrift)

Dass manche Kollegen von Österreichs auflagenstärkstem Verschenkblatt offenkundig dem Sommerhitze-Koller anheimgefallen sind, wurde hieramts schon öfters vermutet. Schau mer mal, was die heute wieder ausgebrütet haben:

»Wer? und Was?« fragt Wolf Schneider – die Frage »Wo?« erwähnt er freilich nicht. Worum gehts überhaupt: in Syrien sollen Croissants in gekrümmter Halbmondform verboten werden, weil dadurch ein islamisches Religionssymbol verunglimpft werde. So weit, so unsensationell. Eine Meldung, die im Rest der Welt nicht mehr Wind ent­fachen sollte als ein Schas im Kukuruz, wie man eigentlich erwarten dürfte:
    »Breaking News: Croissants in Syrien ab heute nimmer
    krumm, sondern gerade!«
Nicht grad der sensationellste Seite-1-Aufmacher der Saison, aber es wären nicht die üblichen Verschenkblatt-Verdächtigen, wenn die es nicht zuwege brächten, selbst den unbedeutendsten Pups im Sommerloch zu einer riesen Luftnummer aufzublasen. Man kennt das ja.

Warum syrische Croissants in Syrien keine syrischen Croissants, sondern »Kipferln aus Öster­reich« vulgo »Österreich-Kipferl« vulgo »unsere Kipferln« sein sollten, erschließt sich aus dem Artikel nicht – das bleibt wohl das Geheimnis der Heute-Hitzekollaberanten.