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Linguistisches

Aus der Reihe: “Ösitanisch für Außerösische“
In einem aktuellen Eintrag erinnert Kollegin Etosha an ihre seinerzeitigen, höchst lau­nigen Betrachtungen über den Conjunctivus Austriacus, die im Ostmittelbairischen endemische Varietät des Konjunktiv II (vulgo Irrealis).
Etymologisches
Ein Spezifikum des Conjunctivus Austriacus stellt der iterative Appendix im Flexions­suffix dar, drei Musterverben im betr. Konjugationsmodus zur Veranschaulichung:

  Standarddt.|Conjunct.AT|Aussprache
——————————————————————————————————————
      täte      täterte      dadad
      wäre      wärerte      warad
       ginge     gingerte     gangad

Einen hübschen Conjunctivus Austriacus in dreifacher Ausfertigung unter Gebrauch der oben angeführten Verben vernahm ich etwa vorm Wiener Apollo-Kino, als einer im Hinblick auf den nahenden Beginn der Vorführung seine Begleiterin mahnte:
    »I dadad sogn, ’s warad Zeit wauma sche laungsaum einegangadn.«
    [Übers. f. Außerösische:.»Ich würde sagen, es wäre höchste Zeit dass wir endlich hi­nein­gingen.«]
Typisch an dem Exempel ist überdies die semantische Relativierung der bestehenden Dring­lichkeit, welche sich für den unkundigen Rezipienten womöglich als Manifestation der berüchtigten “Wiener Gemütlichkeit“ missinterpretieren lässt. Tatsächlich ist das nicht der Fall, vielmehr pflegt in Form des ösitanischen Konjunktiv II nicht selten ein verklausulierter Imperativ daherzukommen. Einmal hörte ich zu, wie ein Lkw-Fahrer einen säumigen Kol­le­gen, der die Zufahrt zur Abladestelle blockierte, dazu anhielt sich unverzüglich von dannen zu verfügen:
    »Warad boidamoi Zeit wauns di sche laungsaum schleichn dadast.«
    [Übers. f. Außerösische: »Mach dich vom Acker, aber pronto!«].
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(siehe auch: Über den Optativus Viennensis).