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30 Tage um die Welt

In 30 Tagen um die Welt, 54. Tag


.. am Nordpol
    Einst fuhr ich durch die Welt dahin,
    da stand nach Einkehr mir der Sinn:
    da kehrte ich am Nordpol ein
    auf einen Krug voll Bier.
    (Wer’s mir nicht glauben mag, lässt’s sein.
    Wer’s glauben mag, sieht’s hier.)

In 30 Tagen um die Welt, 53. Tag

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.. von Nürnberg nach Leipzig: eine Ortschaft namens Lederhose

Die Ortschaft Lederhose liegt in Thüringen, hat 270 Einwohner, eine ei­ge­ne Autobahnanschlussstelle sowie ein eigenes Gemeindewappen, nämlich eine grüne Lederhose vor gelbem Hintergrund. Warum die Lederhose auf dem Lederhosener Wappen grün ist, weiß man nicht.
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Der Name leitet sich von der früheren slawischen Ortsbezeichnung Ludoraz her.


(A9 Nürnberg–Leipzig)

In 30 Tagen um die Welt, 52. Tag


..  Sonntagsausflug ins Waldviertel

Im Waldviertel ist es sechs Monate Winter und sechs Monate kalt, so sagt man.

Zur Beachtung: Bei Sonntagsausflügen ins nördliche Waldviertel ist ein unerwarteter Wetter­umschlag durchaus nichts Ungewöhnliches.
(Allgemeine Automobil≈Zeitung
Officielle Mittheilungen des Oesterreichischen Automobil≈Club, 1900)

In 30 Tagen um die Welt, 51. Tag


.. von Gloggnitz nach Mürzzuschlag

Heute vor 157 Jahren, nämlich am 17. Juli 1854, wurde die Semme­ringbahn eröffnet, die erste Gebirgseisenbahn Europas.

Die Errichtung ging auf das Betreiben Erzherzog Johanns zurück, welcher herzogliche Güter in Niederösterreich sowie der Steiermark besaß. Zuvor musste er, wenn er mit der Südbahn zu seinen Besitzungen reiste, auf der Strecke über den Semmeringpass zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag auf Pferdegespanne umsteigen, was nicht grad komfortabel war. Die Lücke in einer durchgehenden direkten Eisenbahnverbindung zwischen Wien und Triest (dazumals österreichischer Adriahafen) wurde nunmehr geschlossen. Erbauer der Semmeringbahn war Carl Ritter von Ghega, den man im Bild unten nicht sieht, weil er auf der Rückseite drauf ist.



Bemerkenswert, dass der IC-Verkehr Österreich–Italien bis zur heutigen Gegenwart noch immer über die historische Ghega-Trasse führt (14 Tunnel, 16 Viadukte – teils zweistöckig – sowie über 100 Brücken & Durchgänge auf einer Streckenlänge von 40 km), die seit ihrer Er­bau­ung kaum nennenswerte Nachbesserungen erforderte.

In 30 Tagen um die Welt, 50. Tag

derklaa ist eine kleine Gemeinde im niederösterreichi­schen Marchfeld und hat 186 Einwohner, sowie ein eigenes Ge­mein­dewappen.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Aderklaa im Jahre 1250 in einem »Verzeychniß allerley erwæhnungsunwerther Orthschaften, sæmmetliche mit eynem A beginnen«.

Die Gegend rund um Aderklaa besteht ausschließlich aus Gegend, es gibt keine Sehens­wür­digkeiten. Einzige Sehenswürdigkeit in Aderklaa wäre der Bahnhof, wenn es dort einen gäbe. Gibts aber keinen.



(Der Vorschlag »Verbringen Sie Ihren Urlaub in Aderklaa« erscheint ähnlich bizarr wie »Ver­bringen Sie Ihren Urlaub auf dem Kundenparkplatz eines Abholgroßmarkts«.)

In 30 Tagen um die Welt, 49. Tag


..  Spaziergang in Favoriten

Zu den sehenswürdigsten Wiener Bezirken zählt der 10. Hieb grad nicht, aber inmitten rundum verbauten Stadt- & Industriegebietes liegt der Wienerbergsee, eine ehemalige Ziegelgrube, die nach der Stillegung mit Grundwasser vollgelaufen ist. Früher konnte man vom Wienerbergsee aus lediglich den Favoritner Wasserturm sehen, erbaut aus Wienerberger Ziegeln zur vorletzten Jahr­hun­dert­wende und lediglich zehn Jahre lang in Betrieb, weil er durch die Fertigstellung der II. Wiener Hochquellenwasserleitung draufhin wieder nutzlos wurde. Hundert Jahre später wurde die Wienerberg-City mit dem Vienna Twin Tower errichtet (von derselben Firma Wienerberger, welche seinerzeit die Lehmgrube ausge­hoben hat und heute der weltweit größte Zie­gel­pro­du­zent ist), und seitdem sieht man vom Wienerbergsee auf die Skyline von Favoriten.

Noch Anfangs der 80er-Jahre war das über hundert Hektar große Areal eine brachliegende Gstetten, die von der Gemeinde Wien zur Schuttablagerung genützt wurde. Heute ist es Landschaftsschutzgebiet und Lebensraum vielfältiger Flora und Fauna, darunter einige auf der Roten Liste stehende Arten wie Sumpfschildkröten und vielerlei Schilf­brüter. Man möchte gar nicht meinen, dass man hier ringsum von einer Großstadt umgeben ist. Im Grünen, aber doch nicht am Land.

In 30 Tagen um die Welt, 48. Tag

..  Mexiko,  ehemals Reich der Azteken

Bis zur Ankunft der Europäer herrschten über Mexiko und weite Teile Zentralamerikas die Azteken, ein äußerst krie­ge­ri­sches Volk mit selt­sa­men Göttern mit seltsamen Namen.

Ihr oberster Kriegsgott hieß Huitzilopochtli alias Vitzliputzli, das bedeutet übersetzt »Keine dummen Witze über meinen Namen, sonst gibts Ärger«. Eines Tages kroch besagter Huitzi­lo­pochtli alias Vitzliputzli, der die Gestalt einer gefiederten Schlange hatte, in seinen eigenen Hintern hinein und verschwand darin, und ward seither nimmer gesehen.
Oder sein Kollege Tlahuizcalpantecuhtli, das bedeutet übersetzt »Wer meinen Namen falsch buchstabiert, schreibt ihn zur Strafe hundertmal an die Tafel«: laut aztekischer Mythologie ver­sucht Tlahuizcalpantecuhtli die Sonne mit einem Pfeil abzuschießen, schießt aber daneben und trifft sich selber. Wer solche Götter hat, braucht sich über nix zu wundern.
(Der Axolotl, ein mexikanischer Grottenmolch, wurde von den Azteken ebenfalls als Gott ver­ehrt, von daher erklärt sich der Begriff »Molch der frommen Denkungsart«. Was die Azteken im übrigen nicht daran hinderte, den Axolotl mit Vorliebe zu ver­spachteln. Der Name Axolotl bedeutet übersetzt »Tier das noch dämlicher aussieht als es heißt«.)

Dass es dem spanischen Conquistador Hernándo Cortés mit einem mickrigen Trüppchen un­dis­ziplinierter Hallodris gelingen konnte, die übermächtige militante Hochkultur der Azteken vernichtend zu besiegen, lag an einem unheilvollen Missverständnis, weil sich nämlich das Wort für »Alarm!« in der Aztekensprache fast genauso anhört wie das für »Frühstückspause«. Als die Wachen beim Angriff der Spanier auf aztekisch zum Alarm aufriefen, verstanden das die Krieger irrtümlich als Aufruf zur Brotzeit und verließen ihre Stellungen, um zur Kantine abzurücken und sich ihren Axolotl-Snacks zu widmen. So kam es, dass die Spanier gewannen.
Heutzutage herrschen in Mexiko nimmer die Azteken, sondern die Drogenkartelle.

In 30 Tagen um die Welt, 47. Tag

  ..  von Polen nach Piemont

Von Polen mit einer Ladung tiefgefrorener Kirschen runter nach Alba im Piemont. Aus Alba kommen die weltbekannten Kirschpralinen, die mit der Piemont-Kirsche®. Pro Jahr werden davon weltweit mehr als 100.000 Tonnen verkauft. (Man möchte ja meinen, der ganze Piemont müsse voller Kirschbäume sein, damits genug für die Pralinen gibt – is aber nicht. Kirschbäume stehen dort nicht mehr herum als bei uns, dafür ist der ganze Piemont voller Haselnuss-Plantagen.)
In Alba reifen unter der mediterranen Sonne die Piemont-Kirschen® heran werden die pol­nischen Tiefkühlkirschen aufgetaut und die weltbekannten Kirschpralinen damit hergestellt.
Von Turin mit einer Ladung tiefgefrorener italienischer Schweinshaxen rauf ins Münsterland. Im Münsterland wird der weltbekannte Westfäler Schinken hergestellt.

In 30 Tagen um die Welt, 46. Tag

  ..  von Gsiberg nach Pembroke Dock

Von Vorarlberg mit drei Stück 6-Tonnen-Gabelstaplern unterwegs nach Pembroke Dock, Südwest-Wales. Waliser und Vorarlberger haben gemeinsam, dass außer ihnen selber kein Mensch ihre Sprache versteht. Mit dem Unterschied, dass man sich mit einem Waliser in einer lebenden Fremdsprache verständigen kann, z.B. auf Englisch. Das geht in Vorarlberg nicht. Mit den Vorarlbergern kann man sich zwar in einer lebenden Fremdsprache verständigen, z.B. auf Deutsch, aber nur in Schriftform. Sprechen tun sie es grundsätzlich nicht. Wenn man von einem Vorarlberger was wissen will, muss man sich von dem eine SMS schicken lassen, auch wenn er direkt neben einem steht.
(Sagt mir z.B. der Disponent am Telefon: »In Zischdig häsch’ g’höri zitig z’Lutrach z’si bi d’Ih­fuhr­verzollig.« [oder so ähnlich.] – Sag ich, er solls auf Deutsch wiederholen, sagt er: »In Zischdig häsch’ g’höri zitig z’Lutrach z’si, bi d’Ihfuhrverzollig!« [oder so ähnlich.] – sag ich, er soll mir eine SMS schicken. Schreibt er: »Dienstag früh Lauterach Einfuhrverzollung«, und jetzt versteh ich was er meint.)
Die Abladeadresse ist eine Firmenhalle, noch im Rohbau. Laderampen sind noch nicht fertig, wie soll man die Gabelstapler vom Lkw abladen. Also ruft der zuständige Mann dort in seiner Firmenzentrale an, wie das Problem zu lösen sei. Ich versteh kein Wort davon, was da am Te­le­fon auf walisisch besprochen wird, aber der Mann erklärt mir anschließend amüsiert, was ihm die in der Zentrale gesagt hätten:
Wir sollten einfach warten, heute müsse eh ein Lkw aus Österreich mit einer Ladung Gabel­stapler eintreffen, und mit den neuen Gabelstaplern könne der Lkw sodann entladen werden: der Lkw aus Österreich, der bereits am Hof steht. Mit der Ladung Gabelstapler drauf. Münch­hausen, der sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zieht – kein Wunder, dass der Mann über das Telefonat recht belustigt war.
(schließlich rückte dann ein Autokran von einer Kranverleih-Firma an, der lud die Gabel­stap­ler ab.)

In 30 Tagen um die Welt, 45. Tag

  ..  von Lednické Rovne nach Kairouan

Globalisierung, noch ein Beispiel: der koreanische Autozulieferer Y. stellt in der slo­wa­ki­schen Tatra eine Werkshalle in die grüne Wiese, dafür kassiert er diverse Subventionen aus Brüssel, EU-Randzonenförderung usw. Dann startet der Pendelverkehr:

Vorletzten Donnerstag übernehme ich dort oben eine Komplettladung leere Plastik­boxen, leere wohlgemerkt, damit gehts zum Zoll nach Bratislava. Anschließend weiter nach Genua, Freitagabend geht die Autofähre nach Tunis.
Im tunesischen Filialwerk werden die Plastikboxen mit Auto-Zubehörmaterial gefüllt, pro­du­ziert von emsigen, fröhlichen & plauderfreudigen maghrebinischen Mädchen in 12-Stunden-Fließbandschichten, 6 Tage die Woche, für umgerechnet rund 120.– €uro Monatsgage. Die maghrebinischen Männer tun nix, die sitzen herum und trinken Pfefferminztee und schauen ihren Mädels beim Malochen zu. Dazwischen läuft ein halbes Dutzend koreanischer Werks-Manager herum, mickrige kleine gelbe Männlein in Kunstfaser-Anzügen mit Zigaretten im Mundwinkel und demonstrativ zur Schau getragener grimmiger Verächtlichkeit gegenüber all den einheimischen Arbeits-Sklavinnen, Herumsitzern & Teetrinkern, österreichischen Fern­fahrern und dem Rest der Welt gleichermaßen.
Zurück nach Europa. (in Genua zwickt es manchmal – bleibe zwei Tage im Zollhafen hängen, kann passieren. Meistens dauerts am Zoll kaum ein, zwei Stunden, aber gelegentlich gibts Stichkontrollen wg. Schmuggeltransporten/illegalen Immigranten usw. Macht nix, spaziere ich derweil zwei Tage in Genua herum, sehenswerte Stadt. Kolumbus wurde hier geboren.)
In der slowakischen Filiale der Firma Y. wird das tunesische Automaterial entladen, mit (wie sich wohl vermuten lässt) »Made in EU«–Ursprungszertifikaten aufgebrezelt, wiederum ver­laden und an verschiedene europäische Autohersteller ausgeliefert. Ich aber fasse eine neue Ladung leere Plastikboxen aus, und los gehts wieder nach Afrika runter, nächste Runde.