Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Nostalgisches

Olfaktorisches

Hab vor Jahren mal im 10. Wiener Hieb gewohnt, in der Hasengasse. (dieselbe Gasse, wo der Mundl daheim war :) Einmal komm ich von der Arbeit heim, steht vor dem Haustor die Funk­streife und drinnen am Gang zwei Polizisten und mein Nachbar, ein Iraner. Hat der im Stie­gen­haus massiven Ver­wesungsgestank wahrgenommen, der offenkundig aus der Parterre­woh­nung von der Frau Pribil dringt, und weil auf sein Pumpern hin keiner aufmacht die Polizei alarmiert: in dem Verdacht, da drin ist wer gestorben und bereits seit geraumer Zeit am Ver­wesen.
Die Polizisten tun auch nix anderes als pumpern, nur heftiger, und es dauert bissel länger bis die Frau Pribil aufmacht, die alte Dame hört nimmer gut. Aber sie ist augenscheinlich noch quietschlebendig, und hat Karfiolsuppe gekocht. Das wars nämlich, was der iranische Nach­bar draußen am Gang gerochen hat: Karfiol hat der nicht gekannt.

Sagt er mir später, er schätze die Österreicher und die österreichische Zivilisation – aber: »Wie können zivilisierte Menschen etwas essen, was so einen Gestank hat.«

Wir blättern im Fotoalbum

Früher erkannte man die lässigsten Typen immer daran, dass sie die längsten Auto-Antennen hatten.

17. November

Gordon Lightfoot feiert heute Geburtstag, na sowas. In den Achtzigern war er auf dem besten Weg, sich ins Nirvana zu saufen, hab gar nicht gewusst dass der noch am Leben ist. Alkohol konserviert anscheinend wirklich.
.. war sein bekanntester Hit, Anfang Siebziger. Hört man heute noch manchmal, als Instru­men­tal­version degradiert zu Kaufhaus-Hintergrundmusik oder auf Tankstellen-Klos.

Was für eine Schnulze – fast peinlich zugeben zu müssen, dass man als junger Spund mal sämtliche Gordon Lightfoot-Platten im Regal hatte. Hab mir seinerzeit sogar extra einen Gold­fisch zugelegt um ihn »If You Could Read My Mind« zu nennen: weil ich fand der Song­titel wär ein so origineller Name für einen Goldfisch, dass es unbedingt einen geben müsse der so heißt.

Pizza Express

Les ich unlängst im SPIEGEL über den Milliardenpleitier Cevdet C., der die saftigste Immo­bi­lien­pleite seit Jürgen Schneider hingelegt hat, und stelle fest dass ich den von früher kenne – hab mit dem Mann seinerzeit mal “gemeinsame Geschäfte“ gemacht ;) Allerdings machte der damals noch nicht in Milliardenspekulanz, sondern zog erstmal eine kleine Callcenter-Klitsche für Pizza-Hauszustellung auf. Und wir Zustellfahrer lieferten die Pizzas mit unseren Privat­fahr­zeugen auf Werkvertragsbasis aus, was ich aber nicht mit dem Auto machte wie die andern Kollegen, sondern mit dem Motorrad – was im Wiener Großstadtverkehr wesentlich effizienter ist, wie man sich denken kann. Bastelte mir hinten aufs Topcase eine Halterung für die Thermobox, und ab geht die Post. (hatte eine 1992er BMW K1100RS* damals, 16-Ventiler, 120 PS offen, von 0 auf 100 in 3,6 sec., echte Rakete.) So kam ich auf den doppelten Umsatz wie mit dem Auto, in der halben Zeit. Ein Stammkunde fragte mich mal:
»Sag, wie geht das bei dir zu: alle andern brauchen doppelt so lang, bei dir kommt die Pizza brennheiß daher wie grad aus dem Ofen, aber wieso ist der Käs’ und das ganze Belagzeugs immer nur auf einer Hälfte von der Pizza drauf ?«
Pizza in Kurven-Schräglage.

25. Juni

Carly Simon hat heute Geburtstag, was für eine Lady! Umwerfend. In den 70ern liefen die Mädels mit Carly-Simon-Fotos zum Friseur und wollten sich die gleiche Frisur nachmachen lassen. Und mal abgesehen von der Frisur, wenn man die Lady singen hört – warm ums Herz kann einem da werden:
Was für Mähne. Was für Zähne. Was für Stimme!

Postautobus

»Außen gelb und innen leer, so fahrt der Postbus hin und her.« sagten wir früher.

Zu Stoßzeiten aber fuhr der Postautobus bis etwa Mitte der 70er-Jahre mit Personen-An­hän­gern, vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch dran. Als Kinder stiegen wir immer im Anhänger ein, weil uns dort der Chauffeur nicht zurechtweisen konnte, wenn wir Krawall machten.
Neben der Personenbeförderung fungierte der Postautobus dazumals auch als sogenanntes »rollendes Postamt«: neben der Einstiegstür gab es einen Briefeinwurf (an manchen Bussen auch Briefmarken-Automaten), Paketsendungen konnte man direkt beim Postbus-Chauffeur aufgeben. Der Empfänger, den man vorher verständigte, brauchte bloß zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit an der vereinbarten Haltestelle zu warten und kriegte das Paket dort ausgefolgt. Postservice bei der Post – das waren noch Zeiten.

Autoreferentielles

Als Kinder waren mein kleiner Bruder und ich mal im Schönbrunner Tiergarten, wir hatten Streit gehabt und waren bös aufeinander.
Wie wir so vor dem Affenkäfig stehen, sag ich bitterböse zu meinem Bruder:
»Der Aff ’ da drin schaut dir ähnlich, der schaut aus wie dein Bruder!«
Unverzüglich widersprach mein Bruder:
»Nein, der schaut aus wie dein Bruder!«

Enchanté!

Als Kinder grüßten meine Brüder und ich eine Zeitlang ständig mit “enchanté!“, die Mutter sah es als kindliche Marotte an, die wir irgendwo aufgeschnappt hatten. Tatsächlich hielten wir es aber wirklich für einen Gruß: sie war mal heimgekommen und rief angesichts der Unordnung, die wir unterdessen im Kinderzimmer angerichtet hatten, beim Eintreten “Wie’s da wieder ausschaut, he!“, was wir Kinder als ihre Begrüßung interpretierten und phonetisch übernahmen – “auschauthe!“.

Wurm-Kugerln

Als Kinder hatten wir häufig Würmer, wir wuchsen auf dem Land auf, damals war das nix ungewöhnliches. Man entdeckte flagranten Wurmbefall, wenn man aufs Klo musste (Einzel­heiten ersparen wir uns hier), erstattete der Mutter darüber Meldung und wurde zur Apotheke um Entwurmungsmittel geschickt. Wurm-Kugerln hießen die, millimeterkleine picksüße Zuckerdragees, weiße und rote, wir liebten sie heiß. Die schmeckten einfach toll, wir ließen sie auf der Zunge zergehen, aber das Spannende daran war:  sie waren mit der Wurmmedizin gefüllt, und die schmeckte grauenhaft bitter, sobald sich die süße Zuckerhülle aufgelöst hatte, der grauslichste Geschmack aller Zeiten. Man kriegte ihn für den Rest des Tages nimmer aus dem Mund. Es war ein echter Thrill:  die Wurm-Kugerln so lang wie möglich auf der Zunge zu behalten, um nichts von dem tollen Zuckergeschmack zu verschenken, gleichzeitig den Moment nicht zu verpassen, wo man sie rechtzeitig runterschlucken musste, bevor bitteres Grausen den Kindermund erfüllte. Spannende Sache, ein echter Kick für Kids.

Oma locuta, causa finita

Als Kind ging ich mit meiner Oma öfters zur Sonntagsmesse. Die Predigt wurde mir meistens langweilig, ich raunzte: »Wie lang dauert die Predigt noch?« und die Oma sagte immer: »Die Predigt dauert grad so lang, als bis der Pfarrer mit dem Reden fertig ist.« Ende der Durchsage.