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30 Tage um die Welt

In 30 Tagen um die Welt, 14. Tag


.. New York

Mal abgesehen von der Skyline und der Tatsache, dass die Taxifahrer dort ebenfalls kein Englisch verstehen, hat New York wenig Ähnlichkeit mit St. Pölten.

Fragt man etwa in St. Pölten jemand, ob er einem sagen könnte wie spät es ist, dann sagt der “Ja, könnt ich.“ und geht weiter. Stellt man jemand die gleiche Frage in New York, macht der keine Umstände und gibt gleich seine Uhr her. Und seine Brieftasche dazu. Und teilt mit, dass er Frau & Kinder hat. Leutselige Menschen, die New Yorker.

Billy Wilder hat einmal gesagt: “Alles über Amerika wissen wir aus Filmen. Obwohl die meisten von uns noch nie dort waren, wissen trotzdem alle wie es dort aussieht.”
(Aus Filmen wissen wir zum Beispiel: wer’s in New York eilig hat, steigt in ein Taxi und bleibt nach zehn Metern im Verkehrsstau stecken. Er steigt unverzüglich wieder aus und läuft über die Autodächer weiter. Anschließend läuft er durch den Central Park.
Warum er zuvor immer erst extra in das Taxi ein- und wieder aussteigen muss, wissen wir nicht.)

Ein gebürtiger New Yorker: in Brooklyn/New York erblickte im Jahre 1935 Herr Allen Stewart Konigsberg das Licht der Welt, und markanterweise erblickte er selbiges ohne seine ö-Punkte, logisch, sonst wär der ja Herr Königsberg gewesen, wer ganz anderer also. Herr Konigsberg aber ist uns besser bekannt unter dem Künstlernamen Woody Allen, und der schreibt unter anderem:
    “Einmal tat ich etwas ausgesprochen Todesmutiges:
    indem ich direkt neben einem Versicherungsvertreter einatmete.“
(Ich hab so was auch mal getan, indem ich direkt neben Herrn Manfred Deix sagte: “Die Beach Boys? Gar so schlecht sind die eh nicht. Geht grad so.“)

Auch die entzückende Scarlett Johansson (21) ist New Yorkerin.
Über die Dreharbeiten zu Match Point unter Allens Regie verriet sie:
“Ich möchte für den Rest meines Lebens nur mehr mit Woody Allen arbeiten.“

Na, hoffentlich lebt Herr Allen (71) auch so lang ..

In 30 Tagen um die Welt, 12. Tag

    .. über den Atlantik, nach Grenada
    .
    Natürlich gibts in Andorra keinen Flughafen, gibt ja nichtmal einen Bahnhof dort. Nix mit Interrail und so. Dank Kollegin C.s Hinweis wissen wir aber mittlerweile, dass Andorra eh am Meer liegt. Und übers Meer nach Westen reiste seinerzeit auch Herr Kolumbus, manche werden von dem schon gehört haben: der mit dem Ei ist das.
Auf seiner ersten Reise über den Atlantik landete Kolumbus auf der Karibikinsel Grenada, schau mer mal, wie das Wetter dort ist. Immer ist es dort nicht schön, im September 2004 richtete ein Hurricane schwere Verwüstungen an. Auch das Staats­gefängnis in der Hauptstadt St. George’s wurde dabei zerstört, fast alle Insassen nutzten die Gelegenheit zur Flucht und verfügten sich unverzüglich von dannen. Ausgenommen ein Fähnlein von einigen Aufrechten, die unter Lebensgefahr in situ ausharrten während ihnen die einstürzenden Trümmer um die Ohren flogen und anschließend im Freien sitzend die Rückkehr des Gefängnispersonals erwarteten, welches sich vor dem Sturm in Sicherheit gebracht hatte. Es handelte sich um die letzten Mitglieder der marxistischen NJM-Putschistenregierung, welche mit der US-Invasion 1983 entmachtet und inhaftiert worden waren und seitdem einsaßen. Zwei Jahrzehnte lang hatten die Inhaftierten unentwegt ein angemessenes Straf­verfahren eingefordert, und nun weigerten sie sich schlicht & einfach aus der Haft zu fliehen, bevor dieser Forderung nicht Genüge getan war. Aus Prinzip. Irgendwie krass, oder.
Die traditionelle Nationalspeise heißt übrigens Callaloo und ist Spinat. Spinat mit Krabben. Erwähnenswert, dass die Krabben in Grenada nicht aus dem Meer gefischt werden, sondern zu Fuß auf der Insel herumspazieren und bloß aufgeklaubt werden müssen. Und dass der Spinat dort auf  Bäumen wächst. Auf  Spinatbäumen. Kein Witz.

In 30 Tagen um die Welt, 11. Tag


.. Abstecher nach Andorra

Wer von Wien Richtung Amerika reist und in Frankreich links abbiegt, der kommt nach Andorra.

Andorra ist ein winziger Zwergstaat in den Pyrenäen. Zwergstaat, wohlgemerkt, nicht Zwergenstaat. Obwohl die Einwohner Andorras ebenfalls winzig sind und infolge Pygmäen heißen. Früher wurden die Ureinwohner der Pyrenäen auch Pyromanen genannt, weil alle Feuerwehrmänner werden wollten.
Andorra ist so winzig, dass es mit freiem Auge nicht sichtbar ist, ausgenommen bei Föhnwetterlage. Leider gibts in den Pyrenäen aber kein Föhnwetter, daher bleiben die kleinen Bewohner stets artig daheim und gehen niemals aus, weil sie sonst ihr Land nicht mehr wiederfinden würden. So kommt es, dass noch keiner von uns jemals einen Andorrer leibhaftig gesehen hätte, Sie vielleicht?
Für eine eigene Landessprache ist in Andorra zuwenig Platz vorhanden, deswegen verständigen sich die Eingeborenen in Esperanto oder vermittels possierlicher Pfeif­laute, je nach Saison. In der Sommersaison kanns in den Pyrenäen saumäßig heiß werden, so heiß dass man auf der Kühlerhaube eines Autos ein Spiegelei braten könnte. Wenns dort Autos gäbe. Gibts aber keine, zuwenig Platz, wie gesagt. Dafür braucht in Andorra nur einer ein Schneuztuch auf die Wäscheleine zu hängen, schon haben sie im ganzen Land Schatten.
Weil Andorra oberhalb der Waldgrenze liegt, gibts dort auch keine Weihnachtsbäume. Also stecken die kleinen Schlaumeister am Heiligabend ihre Kerzen auf  Kakteen, die gibts dort reichlich. Anschließend pfeifen sie besinnliche Lieder, undsoweiter. Nach Neujahr schmeißen sie ihre gebrauchten Weihnachtskakteen über den Gartenzaun zu den Nachbarn rüber, was ein traditioneller Volksbrauch ist und eine mords Gaudi. Ihre Nachbarn aber, hüben Franzosen und Spanier drüben, finden das nicht halb so witzig und möchten die Andorrer gern verhauen, was freilich nicht gelingen kann – dazu müsste sie ja erstmal einer finden.
Hier zeigt sich, dass Kleinheit auch Vorteile haben kann.

In 30 Tagen um die Welt, 10. Tag


.. eine Stadt namens Descartes

Im Herzen Frankreichs, Region Centre, im Département Indre-et-Loire, liegt die Kleinstadt Descartes. Die Stadt hieß ursprünglich La Haye-en-Touraine, das bedeutet etwa soviel wie Tuttlingen-Reutlingen, natürlich hört sichs auf fran­zösisch schöner an.

Hier erblickte am 31. März 1596 der bedeutende französische Denker René Descartes das Licht der Welt, und ihm zu Ehren benannten die La Haye-en-Tourainer ihre Stadt kurzerhand auf seinen Namen um. Allerhand. Das gibts woanders nicht. Wenn z.B. in Hutthurm/Nie­der­bayern ein bedeutender Deutscher zur Welt kommt, möchte wohl keiner auf den Einfall kommen, die Stadt deswegen auf Küblböck umzubenennen. Oder Hugo Wiener, be­deu­ten­der Österreicher: wurde vor 102 Jahren in Wien geboren, und gestorben ist der 89 Jahre später ebenfalls in Wien, aber mit seinem Namen hat beides vermutlich nix zu tun.
(auch St. Pölten heißt ja nicht nach Gerhard Polt, überhaupt ist der Bayer. Aber jetzt wirds langsam albern, merken wir grad.) Zurück zum Thema:
    »Cogito, ergo sum« erklärte Descartes, das bedeutet »Ich denke, also bin ich.«
(wenn das so ist, tut sich allerdings die Frage auf: wie erklärt sich dann, dass all die Fern­seh­zu­schauer, die sich jeden Nachmittag die Barbara-Karlich-Show reinziehen, ebenfalls sind ?)

Die Weihnachtsferien zum Jahreswechsel 1649/50 verbrachte Monsieur Descartes auf Ein­la­dung Königin Christines von Schweden, seiner langjährigen Brieffreundin, in Stockholm, wo­selbst er jeden Morgen um Schlag fünf Uhr früh am königlichen Früh­stückstisch anzutreten hatte. Welch barbarische Sitte, parbleu!, befand Descartes, diese Schweden müssen echt einen an der Waffel haben. Wer die Ikea-Werbung aus dem Fernsehen kennt, weiß aber dass bei den Schweden noch andere extravagante Brauchtümer grassieren, zum Beispiel nach Neujahr ihre abgefeierten Weihnachts­bäume directement aus dem Fenster zu schmeißen, zufälligen Pas­san­ten auf die Köpfe*). Und akkurat einen solchen kriegte Monsieur aufs Denker­haupt, als er früh­mor­gens grimmigen Gemütes durch den skandinavischen Winter stiefelte, zum Pflicht­déjeuner mit Ihro bettflüchtiger Majestät. Von den Folgen erholte er sich nicht mehr, am 11. Feb­ruar 1650 verstarb Descartes in Stockholm an den Aus­wir­kun­gen schwedischer Neu­jahrs­folklore.

*) (In Andorra gibts eine ähnliche Weihnachtsfolklore, die werfen aber nicht mit Bäumen son­dern mit Kakteen. Dorthin gehts morgen.)

In 30 Tagen um die Welt, 9. Tag


.. von Augsburg nach Amerika,  pardon: Paris

Westwärts führt unsere Reise, von Augsburg nach Amerika: schon sehen wir die Freiheitsstatue. Und gleich dahinter den Eiffelturm .. oh pardón – wir sind erst in Paris. Mademoiselle Liberté steht hier: Miss Libertys Original-Vorlage, knapp zehn Meter hoch, im Jardin du Luxembourg.

Aus Filmen wissen wir, dass die Franzosen ihren Frühstückskaffee grundsätzlich aus Salat­schüsseln trinken – welche Gründe dahinterstecken, ist unbekannt.
Apropos Film: in Le Pecq (Île-de-France) westlich von Paris kam vor 99 Jahren Jacques Tati (1907-1982) zur Welt, wohl einer der genialsten und visionärsten Filmemacher. Leider schuf er nur sechs Langfilme.

“Jour de fête“ (dt. “Tatis Schützenfest“) von 1947 sollte der erste französische Farbfilm nach dem Zweiten Weltkrieg werden, allerdings erwies sich das neuartige französische Farb­film­verfahren, mit dem Tati experimentierte, als tragischer Flop: die Firma ging zugrunde bevor das Kopierwerk errichtet war, und das bereits belichtete Filmmaterial konnte nirgends mehr entwickelt werden. Dem Misstrauen von Tatis Kameramann (J. Mercanton) gegen die neue Tech­nik ist zu verdanken, dass der komplette Film parallel dazu mit einer zweiten Kamera im her­kömm­lichen Schwarzweißverfahren mitgedreht worden war. Aus Sicherheitsgründen, was sich als Glück erwies.
“Jour de fête“ kam erst 1949 in einer teilweise nachcolorierten Schwarzweißfassung in die Kinos: sämtliche farbigen Aspekte mussten in mühevoller Handarbeit Bild für Bild (24 Bilder pro Filmsekunde!) nachträglich angebracht werden.
(1987 begann Tatis Tochter mit der Entwicklung moderner Techniken, um das ursprüngliche farbige Originalmaterial zu rekonstruieren, ein ebenso langwieriger Prozess. Nach sieben­jäh­riger Arbeit erlebte “Tatis Schützenfest in Farbe“ 1995 seine Weltpremiere, nun erstmals in der Form, die ihr Vater beinah ein halbes Jahrhundert zuvor im Sinn hatte.)


“Das Leben ist eine Baustelle“ heißt ein Filmtitel, und auf Monsieur Tati traf das ganz gewiss zu, auf sein Leben wie auf seine Filme.

In 30 Tagen um die Welt, 8. Tag


..   kleiner Abstecher nach Köln:

Da setzt sich in Köln so ein Seppel daheim vor seine Videokamera und filmt sich selber dabei, wie er eine Bockwurst verspachtelt. Dann stellt er sein Opus als Selbstfilm™ online und löst darüber in Filmer-Fach­kreisen breitgefächerte Diskussionen aus, nach dem Motto:  Was, bitte, will der Künstler dem Publikum damit sagen?

Avantgarde!, liebe Brüder und Schwestern im Geiste, über Avantgarde stellt man derlei pro­fa­ne Fragen gar nicht erst. Der große Avantgardist John Cage (1912-1992) hat sich einmal auf die Bühne gesetzt und coram publico eine Viertelstunde lang einen Apfel gefuttert. An­schlie­ßend verbeugte er sich artig und trat unter verhaltenem Applaus wieder ab.
Was nun genau wollte Meister Cage dem geneigten Publikum mit dieser Darbietung ver­mit­teln? Na, vermutlich auch nix anderes als unser kölscher Kleinkunst-Kollege mit seiner Wurst­ver­zehr-Nummer: eben nix, vermutlich. Oder vielleicht ja doch etwas. Aber was? Wer weiß das schon.

»Kunst kommt von Können« hat einer mal postuliert *) – und Neville Brody beantwortete die Frage »Warum leckt sich ein Hund seine Eier?« kurz und schlüssig: »Weil er’s kann.«

Selbstkunst aus Köln. Man darf gespannt sein, was als nächstes daherkommt ..
Zurück nach Augsburg.
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*) (Ludwig Fulda (1862-1939) war das übrigens, um genau zu sein, und sein Merksprüchlein lautet unverkürzt: »Kunst kommt von Können, nicht von Wollen: Sonst hieß es Wulst.«)
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update: mittlerweile gibts über den seltsamen Spezi eine preisgekrönte 30min-Doku­men­ta­tion der beiden Würzburger Filmer Hanni Welter & Alex Weimer:
Herr Müller – Herr Schulze [.wmv]

In 30 Tagen um die Welt, 7. Tag


.. von München nach Augsburg

Augsburg ist die einzige Stadt in Deutschland, die einen eigenen ge­setz­lichen Feiertag hat, das Augsburger Friedensfest am 8. August näm­lich. Drum gibts in Augsburg mehr Feiertage im Jahr als überall anderswo.
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Aus Augsburg stammen der Dieselmotor, die Augsburger Rostbratwurst, und Bertolt Brecht. Die olle rote Socke, tatsächlich war der ein waschechter Schwabe, was sagt man dazu. Brecht selber mochte seine Geburtsstadt allerdings nicht, er sagte: »Das beste an Augsburg ist der Zug nach München.« Er blieb nicht lang in Augsburg, wie man weiß.

In dem Lied “Der Tod im Wald“ lässt Brecht den grimmigen Poeten Baal stabreimen:
    »Und ein Mann | starb im Wald, | wo Sturm und Strom ihn umbrausten ..«
    (»Selber schuld | wär’ er halt | bei so ’n Sauwetter nicht draußten ..«)
    (kleiner Scherz, Pardon ;)
Gegen Stabreime gibts im Prinzip nix einzuwenden, es sei denn, Lyrik dräut Logik dreist zu verdrängen. Dichterkollege K. lässt nun einen fiktiven Leser beim Autor der betreffenden Zeile, Herrn Brecht persönlich also, um nähere Erläuterung nachsuchen, und kleidet besagte Anfrage hinwiederum selber in gefälligen Versreim – er schreibt:
    Hier ätzt der Leser: “Sie, Herr Brecht,
    als Stabreim klingt der ja nicht schlecht,
    Ihr Vers vom Sturm und Strom im Wald.
    Nur fragt an dieser Stelle halt
    der Leser sich: wo, bitte sehr,
    kommt denn im Wald der Strom daher?“
    Herr Brecht, der denkt nicht lange nach
    und antwortet dem Leser: “Ach,
    der Strom? Der kommt auf alle Fälle
    aus Batterien von Duracelle!“
    ____________________________
    © mit freundl. Genehmigung M.Krassnig.
(B2 München–Augsburg, da ist mir übrigens mal einer garstig reingesemmelt, bin damals Lkw gefahren. Nachdem ihn die Feuerwehr aus seinem Wrack rausgeflext hat (Abb. unten), erklärt der: er habe sich halt leider auf den Gegenverkehr grad nicht konzentrieren können, weil er unterm Fahren grad ein SMS lesen musste.) (Ob ihm das mit einem Komm-gut-heim-Schutzheiligen fürs Handy auch passiert wäre?)

A96

In 30 Tagen um die Welt, 6. Tag



.. Münchner Merkwürdigkeiten

Wir reisen weiter nach Westen, über den Walserberg gehts nun richtung München:
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Bayern liegt zwischen Österreich und Deutschland, und die Bayern fallen uns insofern auf, als sie zwar reden wie die Ösis, aber autofahren wie die Preußen. Wenn der Bayer grad nicht im Auto sitzt, erweist er sich indessen als Mensch von durchaus konzilianter Wesensart, und sitzt im Biergarten. Und hier erweist sich auch die unterschiedliche Wesensart zwischen Menschen & Preußen:

Wir beobachten einen Bayern & einen Preußen im Biergarten, der Bayer hat bereits seine wer­weiß­wievielte Maß Bier hinuntergeschwappt und ist dementsprechend illu­miniert, wäh­rend der Preuße allerweil noch an seinem ersten Gläschen Hellen nippt. »So werd des nix, Spezi« tadelt der Bayer, »as Bier muaßt fei maßweis’ neisaufen, sunst wirst nia net b’suffa!«
Der Preuße winkt ab: »Nee, ick trinke prinzipiell nüscht mehr, als ick jerade Durst habe.«
Da schüttelt sich der Bayer angewidert, »Brrr!« schnaubt er, »grad as wia d’ Viecher!«

Die Bayern muss man einfach lieb haben. Paul Harather, der lang in München gelebt hat, cha­rakterisiert sie treffend:
»Wenn in Bayern ein Lastwagen die Straße blockiert, um zu laden, regen sich alle furchtbar auf. Wenn es ein Biertransporter ist, haben alle Verständnis.«

Wer von Salzburg nach Amerika will, muss übrigens durch den Candidatunnel in München hindurchfahren, anderen Weg gibts derweil noch keinen. Merkwürdige Idee von den Münch­nern, ihren Tunnel nach einer Hefepilz-Infektion zu nennen.
(Hefe braucht man zum Bierbrauen, vielleicht hats damit zu tun.)

(Weiters fällt uns auf, dass die Animierten Heiligenbilder für das Handy da herüben nur 1,99 € kosten, in Österreich aber 2,00 €. Wo bleibt die christliche Gerechtigkeit?) (ob die Bayern Rabatt kriegen, weil sie Papst sind?)

In 30 Tagen um die Welt, 5. Tag

    .. Der Elch von Amstetten

    Kollegin A. moniert, dass es bei unserm bisherigen Reisetempo mit den 30 Tagen um die Welt eventuell bissel knapp werden könnte, darum geben wir jetzt mal Gummi, Westautobahn A1: wer genau hinschaut sieht uns grad vorbeifahren.
Und an der Westautobahn A1 war das auch, vor ein paar Jahren, da sah ich nachts zwischen Ybbs/Kemmelbach und Amstetten einen Elch. Er stand am Pannenstreifen und schaute ge­nau­so aus wie ein Elch halt ausschaut, und natürlich glaubte mir die Geschichte keiner.
Aber zwei Wochen darauf war in der Zeitung das Foto von einem toten Elch zu sehen, tot des­halb, weil der nämlich kurz vor der Ausfahrt Amstetten-Ost von einem Milch­laster über­fah­ren worden war.
Elche sind bekanntlich ausgezeichnete Schwimmer, die lassen sichs nicht verdrießen und machen schon gelegentlich mal von Finnland über die Ostsee rüber ins Baltikum, und manch­mal weiter bis nach Polen. Der Amstettener Elch hatte es damit nicht bewenden lassen und machte weiter Richtung Süden, und irgendwie wars dem gelungen sich bis an die A1 Ybbs–Amstetten durchzurackern, wo leider Endstation war. Mir tat der Elch wirklich leid, ich hatte ihn vierzehn Tage vorher selber gesehen, so lang musste der dort hin und her überlegt haben, wie sich die verflixte Autobahn wohl unbeschadet überqueren ließe. Keiner weiß, was so einen Elch umtreibt, aber irgendwas muss es gewesen sein, was den unerbittlich südwärts zog, denn zuletzt entschloss er sich zu dem tapferen, aber leider letalen Versuch: dummer­weise kam da grad der Laster daher. Vielleicht wollte der ja bloß wieder heim ans Meer, und von Amstetten wärs halt zur Adria näher gewesen als zur Ostsee.
Er hats nimmer geschafft.
Schade, die ganze lange Reise umsonst – ich hätt dem Burschen ehrlich vergönnt, dass ers bis ans Meer schafft. Traurige Geschichte.

In Amstetten sind wir unserem nächsten Etappenziel Amerika schon wieder ein Stückel näher gekommen, sehen können wirs aber noch nicht.

In 30 Tagen um die Welt, 4. Tag


.. St. Pölten : Metropole an der Traisen

Im Jahre 1986 avancierte St. Pölten a.d. schönen Traisen zur nie­der­österreichischen Landeshauptstadt, eine internationale Aus­schrei­bung für ein Konzept zum Neubau des sog. »Regie­rungs­viertels« fand statt, künftiger Verwaltungssitz der nö. Landesregierung. Die Einreichung eines japanischen Architektenkonsortiums schaffte es leider nicht in die engere Auswahl, weil es a priori an der Realisierbarkeit scheitern musste: die Herrschaften aus Fernost hatten offen­bar im Vorfeld der Projektierung die topographischen Gegebenheiten mangelhaft recher­chiert. Ihr kühner Plan sah die Errichtung des Regierungsviertels auf einer künstlich an­ge­leg­ten Insel in der Traisen vor, die durch St. Pölten fließt, eine Art Klein-Manhattan in Mittel­europa – her­zige Idee, wenn man die Traisen kennt:

Foto: Traisen, Windpassing b. St. Pölten/NÖ (mit künstl. Inseln)
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(Unsere Reise verzögerte sich erheblich, weil wir in St. Pölten in einer Kolonne hinter einem Zwirnscheißer besonnenen Verkehrsteilnehmer hinterdrein fuhren, welcher im Ortsgebiet konsequent mit 40 km/h einhergogelte. In einer 70er-Zone beschleunigte er sodann zügig auf eine Endgeschwindigkeit von atemberaubenden 55 km/h.
Besagter Verkehrsteilnehmer hatte das Kennzeichen: »PL ∙ MACH 1«. Nicht gelogen. Nomen est omen.)