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30 Tage um die Welt

In 30 Tagen um die Welt, 48. Tag

..  Mexiko,  ehemals Reich der Azteken

Bis zur Ankunft der Europäer herrschten über Mexiko und weite Teile Zentralamerikas die Azteken, ein äußerst krie­ge­ri­sches Volk mit selt­sa­men Göttern mit seltsamen Namen.

Ihr oberster Kriegsgott hieß Huitzilopochtli alias Vitzliputzli, das bedeutet übersetzt »Keine dummen Witze über meinen Namen, sonst gibts Ärger«. Eines Tages kroch besagter Huitzi­lo­pochtli alias Vitzliputzli, der die Gestalt einer gefiederten Schlange hatte, in seinen eigenen Hintern hinein und verschwand darin, und ward seither nimmer gesehen.
Oder sein Kollege Tlahuizcalpantecuhtli, das bedeutet übersetzt »Wer meinen Namen falsch buchstabiert, schreibt ihn zur Strafe hundertmal an die Tafel«: laut aztekischer Mythologie ver­sucht Tlahuizcalpantecuhtli die Sonne mit einem Pfeil abzuschießen, schießt aber daneben und trifft sich selber. Wer solche Götter hat, braucht sich über nix zu wundern.
(Der Axolotl, ein mexikanischer Grottenmolch, wurde von den Azteken ebenfalls als Gott ver­ehrt, von daher erklärt sich der Begriff »Molch der frommen Denkungsart«. Was die Azteken im übrigen nicht daran hinderte, den Axolotl mit Vorliebe zu ver­spachteln. Der Name Axolotl bedeutet übersetzt »Tier das noch dämlicher aussieht als es heißt«.)

Dass es dem spanischen Conquistador Hernándo Cortés mit einem mickrigen Trüppchen un­dis­ziplinierter Hallodris gelingen konnte, die übermächtige militante Hochkultur der Azteken vernichtend zu besiegen, lag an einem unheilvollen Missverständnis, weil sich nämlich das Wort für »Alarm!« in der Aztekensprache fast genauso anhört wie das für »Frühstückspause«. Als die Wachen beim Angriff der Spanier auf aztekisch zum Alarm aufriefen, verstanden das die Krieger irrtümlich als Aufruf zur Brotzeit und verließen ihre Stellungen, um zur Kantine abzurücken und sich ihren Axolotl-Snacks zu widmen. So kam es, dass die Spanier gewannen.
Heutzutage herrschen in Mexiko nimmer die Azteken, sondern die Drogenkartelle.

In 30 Tagen um die Welt, 47. Tag

  ..  von Polen nach Piemont

Von Polen mit einer Ladung tiefgefrorener Kirschen runter nach Alba im Piemont. Aus Alba kommen die weltbekannten Kirschpralinen, die mit der Piemont-Kirsche®. Pro Jahr werden davon weltweit mehr als 100.000 Tonnen verkauft. (Man möchte ja meinen, der ganze Piemont müsse voller Kirschbäume sein, damits genug für die Pralinen gibt – is aber nicht. Kirschbäume stehen dort nicht mehr herum als bei uns, dafür ist der ganze Piemont voller Haselnuss-Plantagen.)
In Alba reifen unter der mediterranen Sonne die Piemont-Kirschen® heran werden die pol­nischen Tiefkühlkirschen aufgetaut und die weltbekannten Kirschpralinen damit hergestellt.
Von Turin mit einer Ladung tiefgefrorener italienischer Schweinshaxen rauf ins Münsterland. Im Münsterland wird der weltbekannte Westfäler Schinken hergestellt.

In 30 Tagen um die Welt, 46. Tag

  ..  von Gsiberg nach Pembroke Dock

Von Vorarlberg mit drei Stück 6-Tonnen-Gabelstaplern unterwegs nach Pembroke Dock, Südwest-Wales. Waliser und Vorarlberger haben gemeinsam, dass außer ihnen selber kein Mensch ihre Sprache versteht. Mit dem Unterschied, dass man sich mit einem Waliser in einer lebenden Fremdsprache verständigen kann, z.B. auf Englisch. Das geht in Vorarlberg nicht. Mit den Vorarlbergern kann man sich zwar in einer lebenden Fremdsprache verständigen, z.B. auf Deutsch, aber nur in Schriftform. Sprechen tun sie es grundsätzlich nicht. Wenn man von einem Vorarlberger was wissen will, muss man sich von dem eine SMS schicken lassen, auch wenn er direkt neben einem steht.
(Sagt mir z.B. der Disponent am Telefon: »In Zischdig häsch’ g’höri zitig z’Lutrach z’si bi d’Ih­fuhr­verzollig.« [oder so ähnlich.] – Sag ich, er solls auf Deutsch wiederholen, sagt er: »In Zischdig häsch’ g’höri zitig z’Lutrach z’si, bi d’Ihfuhrverzollig!« [oder so ähnlich.] – sag ich, er soll mir eine SMS schicken. Schreibt er: »Dienstag früh Lauterach Einfuhrverzollung«, und jetzt versteh ich was er meint.)
Die Abladeadresse ist eine Firmenhalle, noch im Rohbau. Laderampen sind noch nicht fertig, wie soll man die Gabelstapler vom Lkw abladen. Also ruft der zuständige Mann dort in seiner Firmenzentrale an, wie das Problem zu lösen sei. Ich versteh kein Wort davon, was da am Te­le­fon auf walisisch besprochen wird, aber der Mann erklärt mir anschließend amüsiert, was ihm die in der Zentrale gesagt hätten:
Wir sollten einfach warten, heute müsse eh ein Lkw aus Österreich mit einer Ladung Gabel­stapler eintreffen, und mit den neuen Gabelstaplern könne der Lkw sodann entladen werden: der Lkw aus Österreich, der bereits am Hof steht. Mit der Ladung Gabelstapler drauf. Münch­hausen, der sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zieht – kein Wunder, dass der Mann über das Telefonat recht belustigt war.
(schließlich rückte dann ein Autokran von einer Kranverleih-Firma an, der lud die Gabel­stap­ler ab.)

In 30 Tagen um die Welt, 45. Tag

  ..  von Lednické Rovne nach Kairouan

Globalisierung, noch ein Beispiel: der koreanische Autozulieferer Y. stellt in der slo­wa­ki­schen Tatra eine Werkshalle in die grüne Wiese, dafür kassiert er diverse Subventionen aus Brüssel, EU-Randzonenförderung usw. Dann startet der Pendelverkehr:

Vorletzten Donnerstag übernehme ich dort oben eine Komplettladung leere Plastik­boxen, leere wohlgemerkt, damit gehts zum Zoll nach Bratislava. Anschließend weiter nach Genua, Freitagabend geht die Autofähre nach Tunis.
Im tunesischen Filialwerk werden die Plastikboxen mit Auto-Zubehörmaterial gefüllt, pro­du­ziert von emsigen, fröhlichen & plauderfreudigen maghrebinischen Mädchen in 12-Stunden-Fließbandschichten, 6 Tage die Woche, für umgerechnet rund 120.– €uro Monatsgage. Die maghrebinischen Männer tun nix, die sitzen herum und trinken Pfefferminztee und schauen ihren Mädels beim Malochen zu. Dazwischen läuft ein halbes Dutzend koreanischer Werks-Manager herum, mickrige kleine gelbe Männlein in Kunstfaser-Anzügen mit Zigaretten im Mundwinkel und demonstrativ zur Schau getragener grimmiger Verächtlichkeit gegenüber all den einheimischen Arbeits-Sklavinnen, Herumsitzern & Teetrinkern, österreichischen Fern­fahrern und dem Rest der Welt gleichermaßen.
Zurück nach Europa. (in Genua zwickt es manchmal – bleibe zwei Tage im Zollhafen hängen, kann passieren. Meistens dauerts am Zoll kaum ein, zwei Stunden, aber gelegentlich gibts Stichkontrollen wg. Schmuggeltransporten/illegalen Immigranten usw. Macht nix, spaziere ich derweil zwei Tage in Genua herum, sehenswerte Stadt. Kolumbus wurde hier geboren.)
In der slowakischen Filiale der Firma Y. wird das tunesische Automaterial entladen, mit (wie sich wohl vermuten lässt) »Made in EU«–Ursprungszertifikaten aufgebrezelt, wiederum ver­laden und an verschiedene europäische Autohersteller ausgeliefert. Ich aber fasse eine neue Ladung leere Plastikboxen aus, und los gehts wieder nach Afrika runter, nächste Runde.

In 30 Tagen um die Welt, 44. Tag

  ..  von Novo Mesto nach Rotterdam

Letzte Woche in Novo Mesto (Slowenien) einen Container nach Rotterdam geladen, Ladung bestimmt für Island.
Verlader spricht recht gut deutsch, fragt mich: “Fahren Sie direkt nach Island zum Abladen?“
Sag ich: “Eher unwahrscheinlich.“

(vielleicht hat er in der Schule Deutsch statt  Geografie gehabt ;)

In 30 Tagen um die Welt, 43. Tag


.. in der Steiermark: seltsame Laute

»Österreicher und Deutsche unterscheiden sich voneinander
durch ihre gemeinsame Muttersprache.« sagte Karl Farkas.

Aber die Steirer – woran unterscheiden wiederum die sich von den Restösterreichern? Eine Mutter-»Sprache« per definitionem kann das Steirische wohl kaum sein, denn wärs eine Sprache, tät man das sicher bemerken. Wenns aber keine Sprache ist, wodurch sich die in der Steier­mark artikulieren, was ist es dann? Gute Frage.
(»Liptauersemmel« etwa heißt auf stoasteirisch »Taoupf’mkaasbaounzal«.)
(und wenn ein Steirer »oaschboat«, dann tut er durchaus nix Unanständiges ;)

(Ein Arbeitskollege von mir, Stoasteirer seines Zeichens, berichtete uns eines Tages er habe sich ein neues Auto angeschafft, einen VW Rapid nämlich.
VW Rapid? – hatten wir noch nie gehört, was für ein Auto solle das sein?
Na, ein VW Rapid halt!, beharrte unser Stoasteirer, sehe man doch eh alle arschlang. Wir gingen auf den Parkplatz raus, um uns sein neues Auto anzuschauen,
und dort stand: ein VW Golf Rabbit.)

In 30 Tagen um die Welt, 42. Tag


.. letzte Woche im Burgenland : Käse Bohnen

Sachen gibts – da gibts zum Beispiel in K. bei Güssing im Süd­bur­genland ein Imbiss-Espresso, mit dem seltsamen Namen:
    »Cheese Beans«
Letzte Woche trink ich dort einen Kaffee und frag das Mädel hinter der Bar, was der Name bedeuten soll. Erklärt sie mir, dass das Lokal ihr und ihrer Cousine gemeinsam gehört, und weil sie beide halt kesse Bienen seien, wäre es nach seinen Besitzerinnen benannt. Und weil sichs cooler anhört, sollte der Lokalname englisch sein.
»Bienen auf englisch haben wir selber gewusst,« erzählt sie, »und wegen kesse haben wir meinen Schwager angerufen, der kann nämlich englisch und hats uns am Telefon übersetzt.«
Cheese!

In 30 Tagen um die Welt, 41. Tag


.. Tulln, Zuckerstadt an der Donau

Aus Tulln kommt der Zucker. Haben Sie gewusst, dass Zucker einen Geruch hat? Die Zuckerfabrik steht mitten in Tulln, und bei Nie­der­druckwetter hängt der Zuckergeruch über der ganzen Stadt – die Tullner Luft riecht süß. Der Tullner Zucker wird in Tanks abgefüllt und geht auf die Reise, z.B. nach Vorarlberg am schönen Rhein.


Mit 25 Tonnen Zucker gehts nach Vorarlberg ..

In Vorarlberg zuckern sie ihr Wasser damit, füllen es in Tetrapaks und verkaufens als Eistee. So geht wiederum das gezuckerte Vorarlberger Wasser auf die Reise: unter anderm auch z.B. nach Tulln an der schönen Donau.


.. mit 25 Tonnen Zuckerwasser gehts retour nach Tulln.

In 30 Tagen um die Welt, 40. Tag

  ..  von Zwettl nach Bukarest

Wieder mit einer Fuhre Erdäpfel unterwegs, aus dem Waldviertel nach Bukarest. Rumänische Erdäpfel sind für gewöhnlich relativ klein, naturbelassen, mit dicker schrumpeliger Schale und gutem Geschmack. Die Waldviertler Erdäpfel: riesengroß, mit chemischem Dünger & Pes­ti­zi­den künstlich hochgezüchtet, hauchdünne Schale, wenig Nährstoffe, so gut wie ge­schmack­los. Kaum viel mehr als aufgepuschte Zellulose & Wasser. Und wesentlich teurer. Aber: we­ni­ger Arbeit beim Schälen, und deshalb kaufen sie die Rumänen lieber, wie mir der Groß­händler erklärt.
Der Gemüsegroßmarkt in Bukarest ist ein großer staubiger Platz, bevölkert von zahllosen streu­nenden Hunden, die Erdäpfel werden palettenweise direkt vom Lkw runter verkauft. Der­weil ich nebenan in der Marktkantine frühstücke, danach ein Schläfchen, nach kaum zwei Stunden ist der Lkw entladen. 25 Tonnen Erdäpfel aus Zwettl auf dem Weg in rumänische Koch­töpfe.
(Retourladung gibts diesmal keine, Leerfahrt zurück. Montag gehts wieder runter, gleiche Tour nochmal.)

In 30 Tagen um die Welt, 39. Tag


.. von Südamerika nach Hawaii

Das giftigste landbewohnende Amphibium, wenn nicht das giftigste Tier überhaupt, ist der südamerikanische Schreckliche Pfeilgiftfrosch.

Der heißt wirklich so. Bereits vor der Erfindung von Pfeil & Bogen verwendeten die in­di­ani­schen Ureinwohner Pfeilgiftfrösche als tödliche Waffen, indem sie ihre Feinde damit bewarfen oder sie ihnen heimlich ins Müesli mischten.
Außer in Südamerika gibts noch eine weitere, allochthone (= ursprünglich dort nicht be­hei­ma­tete) Population von Pfeilgiftfröschen auf Hawaii. Weils auf der Südseeinsel vorher keine gab, wurden die hochgiftigen Frösche Anfang des 20. Jahrhunderts von Menschenhand künstlich dort angesiedelt, was natürlich eine mords schlaue Idee war. Mittlerweile haben die alloch­tho­nen Giftlurche in ihrer neuen Heimat zahlreiche heimische Arten verdrängt, von daher stammt die hawaiianische Redensart »Lurch Schaden wird man klug.«